Auf den Spuren der Endorfer Bergmänner
WP vom 04.05.2019, Artikel und Fotos von Frank Albrecht
ENDORF. Ein neues touristisches Highlight gibt es jetzt in Bönkhausen bei Endorf: Ein alter Probestollen ist zum Besucherstollen umgebaut.
Mit der Idee trägt sich der Heimatverein Endorf schon ein paar Jahre herum: Schon 2017 hatte man in dem Sunderner Dorf die Idee ins Auge gefasst, im Bergbaugebiet Bönkhausen den Stollen für die Öffentlichkeit zu nutzen. Zum Tag der Arbeit am 1. Mai hatte man sich nun aufgemacht und mit vielen Freiwilligen und Geduld den ehemaligen Bergbaustollen für Besucher aus der Öffentlichkeit hergerichtet. Neben den Maifeierlichkeiten am Kurfürst-Ernst-Platz mit dem Musikverein Endorf zählten die ersten Führungen durch den so genannten Krähenbergstollen zu den großen Attraktionen.
Bekannt unter Stemmecke-Stollen
„Der Name Krähenbergstollen wird nur in den Genehmigungspapieren so benutzt“, erklärt Philipp Dünnebacke, Schriftführer beim Heimatverein Endorf. Im Dorf und der näheren Umgebung ist das Gewölbe als „Stemmecke-Stollen“ bekannt und wird von vielen Endorfern so genannt. Doch egal unter welchem Namen, das bereits in der Landschaftsstruktur zerklüftete Waldgebiet in Bönkhausen ist mit der Öffnung des Stollens um eine Attraktion reicher. Längst schon hatte der Heimatverein zusammen mit der SGV Endorf die geschichtliche und naturnahe Besonderheit der Flächen erkannt und gemeinsam den Bergbau-Wanderweg aus der Taufe gehoben.
Große Neugierde auf Inneres
Schon über einen längeren Zeitraum plagte die aktiven Endorfer die Neugierde: Diesen Stollen wollte man sich genauer ansehen. Längst hatten sich kundige Bürger im Wildekatz-Stollen, Sebastian-Stollen sowie die Kurfürst-Ernst-von-Bayern-Stollen umgesehen, mussten aber enttäuscht aufgeben: Grundwasser war in großen Mengen eingedrungen und eine Nutzung als Anschauungsobjekt für die Öffentlichkeit unmöglich geworden. Beim Stemmecke-Stollen sollte das anders werden. „Es wurde schon mal begonnen, am Mundloch des Stollens – also dem Eingang – zu graben“, erinnert sich Dünnebacke. Der Eingang wurde abgestützt und gesichert.
Für die Pläne einer weiteren Öffnung habe man dann mit dem Bergamt der Bezirksregierung zusammen gearbeitet und eine tolle Unterstützung erfahren. Eine offizielle Genehmigung mit einem „Hauptbetriebsplan Besucherbergwerk Krähenbergstollen“ wurde erarbeitet und dient seit wenigen Tagen als Grundlage für die Öffnung. Alles hätte so nicht funktioniert, wenn nicht auch weitere Kooperationen geholfen hätten. „Vom Waldbesitzer Josef Mertens bekamen wir Unterstützung und konnten unsere Absturzsicherung aufbauen“, lobt Ingo Fischbach, Vorsitzender des Heimatvereins. Die eigentliche Arbeit kam dann erst noch.
Betriebsplan von 1857/58
Aus dem Jahren 1857/58 gibt es noch einen alten Betriebsplan. Demnach wurde der Stollen als Probestollen zur Erkundung von Erzvorkommen genutzt. Schnell habe man aber gesehen, dass es hier nicht mehr viel abzubauen gab, und der Stollen wurde 1859 mit einer Länge von per Hand gegrabenen 80 Metern aufgegeben. Mehr als 150 Jahr später hat die Stunde für den Heimatverein geschlagen. Zwei ihrer Mitglieder, Josef Müller und Heiner Hoff, haben sich aus persönlichem Interesse am Bergbau heraus zu Fachleuten gemacht und bieten heute die Führungen durch den Stollen an. „Dieser Stollen ist aber nur ein Teil aus der Bergbaugeschichte“, erklärt Hoff. Um die Grubenfelder herum gebe es einiges mehr zu sehen. Auch wenn das Interesse am Stollen erst später gekommen sei – einen Teil seiner Freizeit opfere er gerne für die Führungen, so Hoff.
Helme und Beleuchtung
Einiges musste der Heimatverein für die Nutzung des Stollens investieren. So wurden eigens spezielle Helme mit Beleuchtung angeschafft, um das Bauwerk als Besucherstollen nutzen zu können. Und mit den Ideen um den Stollen hat man noch nicht abgeschlossen. „In Verbindung mit dem Bergbauwanderweg könnte es künftig Führungen durch das ganze Gebiet geben“, sagt Josef Müller. Am ersten Tag der Öffnung war das Interesse groß: Bei den Führungen, die rund 20 Minuten dauern, können beide Stollenführer so einiges aus der Geschichte des Bergbaus und der konkreten Nutzung des Stollens erklären. Nicht nur für die jungen Besucher, sie müssen mindestens acht Jahre alt sein, ein wirklich spannendes Stück Geschichte aus der Heimat.