Warum Endorf einen Kurfürsten liebt
(Bildunterschrift: Der ehemalige Bauernhof „Stracken Hof“ in Endorf hat sich mittlerweile in eine Begegnungsstätte verwandelt. Hier findet auch zweimal im Monat die Ehrenamtskneipe statt. Eric Claßen)
WP-Artikel aus der Serie „Sunderns Ortschaften“ von Eric Claßen vom 25.11.2022
Der Ort hat eine reiche Bergbaugeschichte, aber die Zukunft lässt man nicht außer Acht
Endorf Auf Kohle geboren sind sie nicht, und doch spielt der Bergbau in Endorf eine große Rolle. Gleich an mehreren Stellen Endorfs kann man noch Zeugnisse dieser Zeiten sehen, schließlich war der Ort im Mittelalter das Zentrum der Erzgewinnung und -verarbeitung in Westfalen. In Bönkhausen fand man außerdem Spuren der Blei- und Silbergewinnung. Einen regelrechten Boom erlebte Endorf im späten 16. und frühen 17. Jahrhundert. Verantwortlich dafür war Kurfürst und Erzbischof Ernst von Bayern. Er förderte den Bergbau und sorgte somit dafür, dass der Ort überregionale Bedeutung erlangte. Noch heute trägt der Dorfplatz aus Würdigung für seine Verdienste den Namen „Kurfürst-Ernst-Platz“.
Bei einem Rundgang durch Endorf mit Ortsvorsteher Reiner Tillmann stellt man schnell fest, dass die Geschichte des Bergbaus noch präsent ist – beispielsweise im sogenannten Spieker. An diesem Ort wurden die Bergleute für ihre Arbeit ausbezahlt. Außerdem soll sich Inneren des Gebäudes auch ein Zugang zu den alten Stollen befinden. Endorf hat sogar ein eigenes kleines Heimat- und Jagdmuseum, in dem Besucher mehr über die Geschichte des Ortes und der Region erfahren können. 2016 konnte man immerhin 825 Jahre Endorf feiern. „Wir haben in Bönkhausen sogar ein kleines Besucherbergwerk, in dem die Menschen mehr über die harten und gefährlichen Bedingungen in den Stollen erfahren können. Das ist sehr interessant. Ehrenamtler beantworten Fragen und erklären die Vorgänge unter Tage“, sagt Ortsvorsteher Reiner Tillmann. „Außerdem wurden auf einem Abschnitt des sogenannten Bergbauwanderwegs, der durch Bönkhausen führt, spezielle Infotafeln zum Bergbau aufgestellt.“
Größte Flächengemeinde
Rund 1.700 Menschen leben derzeit im Hauptort und den dazugehörigen kleineren Orten Röhrenspring, Bönkhausen, Recklinghausen, Brenschede, Endorfer Hütte und Gehren sowie Kloster Brunnen. Damit ist man zugleich auch die größte Flächengemeinde in Sundern. Kloster Brunnen sorgt ebenfalls dafür, dass Endorf und seine Umgebung überregional bekannt sind. Inmitten der Natur hat sich der Ort über Jahrhunderte zu einer Pilgerstätte entwickelt, der dortigen Quelle sagt man sogar Heilkräfte nach.
In einen Jungbrunnen gefallen ist auch der Stracken Hof. Eines der ältesten Häuser aus dem kurkölnischen Sauerland drohte einst der Komplettabriss, doch Denkmalpfleger verhinderten dies. Das stellte sich als Glücksfall für den Ort dar, denn heute bildet der ehemalige Bauernhof das Dorfzentrum von Endorf. „Wir haben das Gebäude auf Initiative der Menschen hier zu einer multifunktionalen Begegnungsstätte verwandelt. Zweimal im Monat findet im Stracken Hof eine Ehrenamtskneipe statt. Derzeit gibt es rund 50 Ehrenamtswirte im Ort, die sich abwechselnd um den Betrieb der Kneipe kümmern. Das fördert den Zusammenhalt untereinander enorm“, erklärt Tillmann. Dadurch dass es keine Gaststätte mehr im Ort gebe, sei dies die einzige Möglichkeit, um solch einen Treffpunkt für die Bevölkerung zu erhalten. „Das Geld, was wir mit der Ehrenamtskneipe erwirtschaften, fließt wieder in den Ort zurück. Als Verein hat man die Möglichkeit, um finanzielle Hilfe für einzelne Projekte zu werben. Und ein Gremium beschließt dann, wie viel Geld welcher Vereine für seine Belange erhält. Das funktioniert sehr gut“, verrät der Ortsvorsteher. Reiner Tillmann kann sich auch auf die Arbeit des Heimatvereins und die ortsansässige Abteilung des Sauerländer Gebirgsvereins verlassen. Während sich die SGVler um die Pflege von Bänken und die Auszeichnung von Wegen kümmern, organisiert der Heimatverein zahlreiche Veranstaltungen in Endorf: Vom Osterfeuer über den Schnadegang bis hin zum kleinen Weihnachtsmarkt am zweiten Adventswochenende. Bei so viel Historie vergisst der Ortsvorsteher aber nicht den Blick in die Zukunft. „Wir haben hier in Endorf gleich eine ganze Reihe von Projekten, die unmittelbar anstehen oder in Zukunft realisiert werden sollen.“ Ganz vorne in dieser Liste dürfte der Umbau der Grundschule sein. In dem seit neun Jahren leerstehenden Gebäude soll eine Tagespflege der Caritas mit bis zu 25 Plätzen einziehen. Ab Januar 2023 sind die Umbaumaßnahmen geplant. „Ich hoffe, dass der Ort vielleicht auch von einem Mittagstischangebot und besserer medizinischer Versorgung profitieren kann. Und vielleicht gibt es dadurch sogar neue Arbeitsplätze“, sagt Tillmann.
Weitere Pläne in der Schublade
In einem weiteren Schritt will er sich für den Ausbau des Kindergartens einsetzen. „Wir haben mittlerweile wieder viele kleine Kinder in Endorf und der Kindergarten platzt aus allen Nähten.“ Außerdem wird überlegt, ob man das unbewohnte Haus neben dem Stracken Hof renovieren und für verschiedene Dinge nutzen kann. „Hier könnte man vielleicht ein kleines Pfarrbüro einrichten und Räume für Sitzungen und Treffen der Vereine nutzen. Dafür benötigen wir aber Fördergelder.“ Außerdem denkt Reiner Tillmann darüber nach, wie man die Vereine im Ort besser präsentieren kann und ob ein Energiestammtisch Sinn macht. „Vielleicht kann man Lösungen finden, um das Dorf mit für die Zukunft aufzustellen.“